150 Jahre Verantwortung für die Zukunft

Gasversorgung der Stadtwerke Hamm

Die Geschichte...

Der 3. Februar 1858 steht als besonderes historisches Datum in der Hammer Stadtchronik, wurde doch an diesem Tag die Aktiengesellschaft für Gasbeleuchtung gegründet. Bereits am 4. Juni 1805 spendete im Londoner James Park erstmals ein mit Kohlengas betriebener Beleuchtungskörper Licht. Damit war der Siegeszug der Gasbeleuchtung eingeleitet, wovon insbesondere zwei Industriezweige profitierten: die Koksherstellung und die Gaserzeugung. Dies führte dazu, dass in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts zahlreiche Gaswerke gebaut wurden.

Mitte des 19. Jahrhunderts erlebten der technische Fortschritt und die wirtschaftliche Entwicklung in Hamm einen ungeahnten Boom mit der Konsequenz, dass auch die Beleuchtung der Produktionsstätten, in öffentlichen Einrichtungen, in Privathaushalten und an den öffentlichen Verkehrswegen optimiert werden musste.
Die über Hamm führenden Eisenbahnlinien gingen in den Jahren 1847 bis 1850 in Betrieb. In Verbindung mit der bedeutsamen Lippeschifffahrt übte der neue Eisenbahnknotenpunkt eine starke Anziehungskraft auf die in der Folge in Hamm angesiedelte Drahtindustrie aus.

1857 lebten in der Stadt Hamm insgesamt rund 10.000 Einwohner. Die Magistrat, die Verwaltung und einflussreiche Bürger befassten sich damals intensiv mit der Einrichtung einer öffentlichen Beleuchtung und Wasserversorgung. Wegen knapper Haushaltskassen gab man seinerzeit aus Gründen der Zweckmäßigkeit der Gasbeleuchtung den Vorzug.

Der städtische Haushalt ließ die Errichtung einer rein städtischen Gasanstalt nicht zu. Hierfür wären rund 50.000 Reichstaler erforderlich gewesen, fünfmal mehr als der städtische Haushalt 1857 ausmachte. Die Gründung einer Aktiengesellschaft für Gasbeleuchtung ging vielmehr auf die Privatinitiative einiger Hammer Bürger zurück. Allerdings war auch die Stadt Hamm als Kapitaleigner an der Aktiengesellschaft beteiligt und sie hatte sich vertraglich das Recht gesichert, spätestens nach 25jähriger Laufzeit alle Aktien übernehmen zu können.

Auch der Westfälische Anzeiger griff bereits frühzeitig die allgemeine Stimmungslage auf und berichtete am 31. Januar 1857: „Die jetzt im ganzen doch ungenügende Beleuchtung unserer Stadt durch Öllaternen und die neuerdings in mehreren Städten in nächster Nähe entstandenen Gasbeleuchtungsanstalten haben auch bei vielen Bewohnern unserer Stadt den Wunsch angeregt, auch hier eine solche Anlage ins Leben treten zu sehen“.

Als am 3. Februar 1958 die Aktiengesellschaft für Gasbeleuchtung gegründet wurde, wählte man zugleich eine ‚provisorische Direktion’, an deren Spitze Bürgermeister Jahn stand und der weitere verdienstvolle Bürger Hamms angehörten: Rechtsanwalt Heintzmann, Hofrat Essellen, Kaufmann Bacharach und Gymnasialoberlehrer Dr. Haedenkamp.

Als Standort für die Gasanstalt diente das Grundstück, auf dem später das Stadtbad errichtet wurde.

Ein dreiviertel Jahr später, am 29. Oktober 1858, wurden die ersten Gaslaternen in Hamm feierlich angezündet. Bei der Betriebseröffnung waren 95 Gaslaternen in den Straßen installiert. Weitere „700 Flammen“ brannten in Privathäusern und Anstalten.

Auch die Dividende auf die Aktien der Gasgesellschaft konnte sich sehen lassen: waren es im zweiten Jahr 8 % gewesen, so stieg die Dividende 1861 auf 9,5 % und 1864 sogar auf 16 %. Auch weiterhin blieben die Hammer Gas-Aktien ein „gutes Papier“, das sehr begehrt war.

Am 6. Juni 1883 erfolgte in das Handelsregister beim Amtgericht Hamm (Gesellschaftsregister Nr. 10) die Eintragung: „Die Stadt Hamm hat von dem ihr nach § 2 der Statuten zustehenden Recht Gebrauch gemacht und die Gasanstalt am 3. Februar übernommen, so dass die Aktiengesellschaft aufgelöst ist.“
Daher wurde die Firma „Aktien-Gesellschaft für Gasbeleuchtung zu Hamm“ gelöscht.

Für das Geschäftsjahr 1883/84, das nur sieben Monate umfasste ( bis zur Übernahme der Gasanstalt durch die Stadt), erhielten die Aktionäre dann noch – gemäß Beschluss der Stadtverordneten vom 6. November 1883 – 10 % Dividende und 10,5 % Superdividende, im ganzen 36,20 Mark je Aktie.

Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Gas fast ausschließlich für Beleuchtungszwecke verwendet. Doch fand es zunehmend auch Verwendung im Haushalte, im Gewerbe und in der Industrie. Und die Abgabemengen stiegen stetig an: Von 800.000 m³ Leuchtgas (entspricht ca. 4 Mio. Kilowattstunden) im Jahr 1883 über 8,5 Mio. kWh in 1903 auf 23,5 Mio. kWh in 1922.

Nachdem 1883 die Gasanstalt in städtisches Eigentum übergegangen war, erfolgte 1904 bis 1909 die Umsiedlung der Betriebsanlagen zum Langewanneweg, um eine Kapazitätsausweitung auf größerem Gelände zu ermöglichen. Hier wurde schon 1904 ein Gasbehälter errichtet, der 18.000 m³ fasste und einen Kostenaufwand von 124.000 Mark erforderte. Das neue Gaswerk war für eine Jahresleistung von 4 Millionen m³ bei einer Tages-Höchstleistung von 20.000 m³ entworfen und gebaut worden; bei der damaligen Planung und legte man einen Gasverbrauch von 50 m³ je Kopf und Jahr zugrunde.

Bis zum Dezember 1918 blieb das Gaswerk in Betrieb, dann wurde die Eigenerzeugung aufgegeben.

Um 1920 verdrängte dann „Erdgas“, das aus Bohrlöchern gefördert wurde, das Stadtgas. Eine Gussrohrleitung von 150 mm Durchmesser, die in den Jahren 1916 bis 1918 verlegt worden war, versorgte dann von der Kokerei Radbod das Gaswerk am Langewanneweg. Das von der Kokerei bezogene Gas wurde im Gasbehälter von 18.000 m³ Inhalt zwischengespeichert und über eine Druck-Regelanlage an die Verbraucher abgegeben. Wegen ständig steigenden Gasabsatzes wurde in den Jahren 1953/54 dann ein Gasbehälter mit 50.000 m³ Inhalt errichtet.

Erstmals wurde 1959 ein Entstörungs-Fahrzeug der Installationsabteilung zum Sofort-Einsatz mit Funkverbindung ausgerüstet. 1960 waren bereits über 20.000 Gaszähler eingebaut. Ferner wurde eine elektrische Fernbedienung erstmals in Betrieb genommen, die die Druckwellengebung zum Zünden und Abschalten der Gaslaternen von der Zentrale des Gaswerkes aus steuerte.

Um Störungen an Gasgeräten schnell zu beheben, wurde ab Januar 1962 ein werkseigener Kundendienst eingerichtet. Bereits im ersten Jahr wurde er 621mal in Anspruch genommen.

Das Gasrohrnetz umfasste 1969 eine Gesamtlänge von cirka 254 km. Die Gesamtjahresabgabe an Gas betrug im gleichen Jahr fast 300 Mio. kWh. Der maximale Tagesbezug stieg 1973 von 2,2 Mio. kWh um fast 500.000 kWh auf 2,7 Mio. kWh. 1969 betrug er noch 1,6 Mio. kWh. In Betrieb waren 34 Reglerstationen, davon 19 Stadtgas- und 15 Industrie-Regleranlagen.

1974 wurde von der Landeseichdirektion Köln die Betriebserlaubnis für eine Gaszählerprüfstelle erteilt. In dieser Prüfstelle können Haushaltsgaszähler geprüft und nachbeglaubigt werden.

1977 war das Jahr der Umstellung von Kokereigas auf Erdgas.. Das Versorgungsgebiet der Stadtwerke Hamm GmbH, die zum 1. Januar als städtische Gesellschaft gegründet worden war, wurde in 20 Umstellbezirke eingeteilt. Die Gesamtkosten der Umstellung beliefen sich auf über 12 Mio. DM. Der Erdgasumstellung folgte ein beträchtlicher Anschlussboom.

Ein weiterer großer Abschnitt in der Erdgasversorgung der Stadtwerke Hamm bedeutete die Übernahme des Gasrohrnetzes in der ehemaligen Stadt Bockum-Hövel von der VEW zum 1. Januar 1979. Dieser Stadtteil wurde zunächst noch mit Kokereigas versorgt. 1981 kam dann auch hier die Umstellung. Damit war das Erdgasversorgungsgebiet der Stadtwerke mit dem Stadtgebiet deckungsgleich.

Erdgas hat sich als Heizenergie nunmehr seit Jahrzehnten erfolgreich am Markt gegenüber anderen Brennstoffen behauptet. In Hamm hat Erdgas heute einen Anteil von ca. 70 Prozent am Heizenergieaufkommen.

Einen hohen Stellenwert haben für die Stadtwerke Hamm die Energiedienstleistungen rund um’s Erdgas. Das fängt bei der Energiesparberatung an, beinhaltet das Produkt hammerWÄRME ebenso wie den Wärmeservice und den Abrechnungsservice und geht bis hin zur Ausstellung von Energieausweisen.

Die Stadtwerke Hamm versorgen heute weite Teile Hamms mit Erdgas. An unsere rund 679 km langen Erdgasleitungen sind rund 26.800 Hausanschlüsse angebunden. Pro Jahr transportieren wir rund 1067 GWh Erdgas zu unseren Kunden in Haushalt, Gewerbe und Industrie.